Lösungsfokussiertes Coaching für agile Teams
Nach dem Deutschen Bundesverband Coaching e.V. ist Coaching als die professionelle Beratung, Begleitung und Unterstützung von Personen mit Führungs- und Steuerungsfunktionen und von Experten in Organisationen definiert. Coaching zielt auf die Weiterentwicklung von individuellen oder kollektiven Lern- und Leistungsprozessen bezüglich primär beruflicher Anliegen.
Ein grundsätzliches Merkmal des professionellen Coachings ist die Förderung der Selbstreflexion und -wahrnehmung und die selbstgesteuerte Erweiterung bzw. Verbesserung der Möglichkeiten des Klienten bzgl. Wahrnehmung, Erleben und Verhalten1.
Lösungsfokussiertes Coaching
Das lösungsfokussierte Coaching hat sich aus einer speziellen Art der Gesprächstherapie, hier der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie, entwickelt, die von den Psychotherapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg 1982 erstmals vorgestellt wurde.
Grundprinzip dabei ist, das Probleme von den Lösungen entkoppelt werden. Danach ist es nicht hilfreich viel Aufwand in die Analyse der Ursachen zu investieren, wie genau ein Problem entstanden ist. Das Problem muss man nicht genau kennen und analysieren, um Lösungen zu finden. Vielmehr wird sich auf die zielorientierte Lösung der Probleme fokussiert. Genau hier unterstützt der Coach seinen Kunden.
Dieser Ansatz wird in den letzten Jahren verstärkt unter anderem im Coaching und im Management eingesetzt.
Lösungsfokussiertes Coaching und agile Teams
Sich auf Lösungen zu fokussieren und die Analyse der Entstehung eines Problems zu vermeiden spart viel Zeit und generiert in geringerer Zeit wirksame Lösungen. Das ist ganz im Sinne agiler Vorgehensweisen.
Lösungsfokussiertes Coaching ist im Geiste der agilen Vorgehensweisen, Werte und Prinzipien des agilen Mainfests, u.a. der Empirie – Agiles und auch das lösungsfokussierte Arbeiten leiten sich aus Erfahrung und Beobachtung erfolgreichen Verhaltens ab.
Es unterstützt das gegenseitiges Verständniss zur Förderung der erlebten Sicherheit und des Vertrauens innerhalb selbstorganisierender Teams. Damit kann die Kooperationsbereitschaft und der Teamgeist nachhaltig gesteigert werden.
Funktionsweise lösungsorientierten Coachings
Menschen und Teams rasch und ohne Umwege ihre eigenen Lösungen finden und umsetzen zu lassen bilden die Basis des lösungsfokussierten Coachings.
Ein Problem und seine Auswirkungen wird als Auslöser von Veränderungen und Verbesserungen sowie als Auslöser für die Suche nach Lösungsansätzen wertgeschätzt. Sich in das Problem zu vertiefen, es hin und her zu wälzen, es oft und intensiv zu diskutieren und Schuldige zu suchen ist wenig effektiv und bringt einem der Lösung nicht näher.
Das lösungsfokussierte Coaching geht davon aus, dass jeder der ein Problem hat, bereits schon eine Idee oder Vorstellung von der Lösung hat. Nur im Moment ist einem selbst noch nicht bewusst, dass man eigentlich schon weiß, wie das Problem zu lösen sein könnte.
Es ist nun die Aufgabe des Coaches den Blick des Anderen darauf zu richten dass er eigentlich bereits alle erforderlich Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, die dazu nötig sind, um das bestehende Problem zu lösen.
Lösungsfokussierte Coaching-Methoden
Es gibt eine Vielzahl an lösungsfokussierten Coaching-Methoden.
Eine Gruppe davon sind die systemischen Fragen, die wir hier kurz vorstellen wollen. Systemische Fragen sind ein Übergriff für unterschiedliche Fragetypen.
Mit Hilfe systemischer Fragen sollen neue Perspektiven geschaffen werden und alte Sichtweisen differenzierter betrachtet werden. Sie machen Beziehung zwischen Personen und Arbeitsumfeld transparent. Dadurch werden Inspirationen, Impulse und Gedanken ausgelöst, wodurch die Anderen selbst auf Lösungsideen kommen.
Beispiele hierfür sind
Zirkuläre Fragen – Was würde Person X zu diesem Problem sagen?
Beispiele:
- Wie würde Ihr Teamkollege aus dem anderen Team die Problematik einschätzen?
- Wenn Sie den Scrum Master fragen würden, welche Atmosphäre im Team herrscht – was würde er antworten?
- Was würde der Product Owner dazu sagen, wenn Sie ihm diese Veränderung vorschlagen?
Skalierungsfragen – Auf einer Skala von 1 bis 10…..
Beispiele:
- Wie schätzen Sie die Schwierigkeit des Problems auf einer Skala von 1 bis 10 ein?
- Wie groß ist derzeit Ihre Motivation auf einer Skala von 1 bis 10?
- Was müsste sich verändern, damit Sie sich von einer 5 auf eine 7 steigern?
Hypothetische Fragen – Was wäre wenn….
Beispiele:
- Wie sähe der Zielzustand aus Ihrer Sicht aus?
- Wenn Sie die Entscheidung treffen könnten, was würden Sie verändern?
- Welche Folgen entstehen, wenn sich das Problem nicht bald lösen lässt?
Wunderfragen – Wie sähe der bestmögliche Zustand aus?
Beispiele:
- Was wäre, wenn es das Problem morgen nicht mehr gäbe?
- Wie würden Sie sich den Folgetag vorstellen, wenn das Problem verschwunden wäre?
- Wie stellen Sie fest, dass dieses Problem nicht mehr existiert?
Paradoxe Fragen – Was könnten Sie tun, um das Problem zu verschärfen?
Beispiele:
- Wie gelingt es Ihnen noch weniger motiviert ihren Job zu machen ?
- Was müsste vorfallen, damit Sie sich noch mehr über Ihre Kollegen ärgern ?
- Wie kann die Situation noch weiter verschlimmert werden ?
Lösungsorientierte Frage / Ressourcenorientierte Fragen - Was muss passieren, damit ….
Beispiele:
- Was ist anders, wenn es besser läuft?
- Wie kann vermieden werden, dass das Problem erneut auftritt?
- Was ist erforderlich, damit ein störungsfreier Ablauf gewährleistet ist?
Weitere Details hierzu finden Sie im Methodenhandbuch System- und lösungsorientierter Interventionen
Fazit
Das lösungsfokussierte Coaching ist ein auf die Problemlösung und nicht auf die Problementstehung gerichteter Ansatz. Gerade für Agile Coaches, Scrum Master und Verantwortliche in Projektteams ist dieser Ansatz hervorragend geeignet rasche und nachhaltige Lösungen zu finden – ganz im Sinne agiler Vorgehensweisen.
Quellen
1 DBVC – Deutscher Bundesverband Coaching e.V. - http://www.dbvc.de/der-verband/ueber-uns/definition-coaching.html
Literaturempfehlung
Agile Teams lösungsfokussiert coachen, Veronika Kotrba, Ralph Miarka, dpunkt.verlag, 2. Auflage, 2017
Downloads
Methodenhandbuch – System- und lösungsorientierter Interventionen
http://www.zaep.org/tl_files/erlebniswelten/downloads/Methodenhandbuch_zaep.pdf