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Design Thinking

Design Thinking  - Modelle, Vorgehensweise, Erlernen

Unsere Welt wird immer komplexer, anspruchsvoller und schneller. Viele Komponenten, Techniken, Prozesse, Handlungen, Organisationen und Menschen wechselwirken in solchen Systemen und koppeln zurück. Für das Lösen von Problemen und die Entwicklung neuer Ideen (neue Produkte, Maschinen, Gebäude, Prozesse etc.), die aus Sicht der Stakeholder (Kunden, Anwender, Nutzer, etc.) wirklich überzeugend sind, braucht es kreative Ansätze.

Design Thinking ist ein solcher Ansatz, der breiten Einsatz in unserer Geschäftswelt gefunden hat. Mittelständische und auch große Unternehmen wie die Deutsche Bank, Volkswagen, Deutsche Bahn oder Siemens setzen Design Thinking ein, um Produkte zu entwickeln/weiter zu entwickeln oder interne Prozesse, und Transformationen zu treiben. Aber auch Behörden und andere Organisationen.

Design Thinking meint hier mehr als nur das Aussehen, wie man zuerst vermuten könnte, sondern auch Funktion und Wirkung von Dingen (Komponenten, Systeme, Produkte, Maschinen, etc.) und Prozessen.

Design Thinking wurde in den 1990er Jahren an der kalifornischen Stanford University von drei Professoren als Innovationsmethode für kreative Prozesse aus einer zuvor nur für das Design von Produkten und Dienstleistungen genutzten Methodik, abgeleitet und weiterentwickelt.

Hintergrund und Bedeutung von Design Thinking

Typischerweise gehen wir oftmals an die Bearbeitung von Fragestellungen und Problemen so heran, dass wir sofort in Lösungsmöglichkeiten denken, die uns auf Basis unserer Erfahrungen, unseres Wissens und unserer Kenntnisse in den Sinn kommen. Vielleicht haben wir in diesem unseren Vorgehen gar einen Geistesblitz und generieren dabei eine passende Idee. Ist sie einmal umgesetzt kann sie erfolgreich sein oder in ihrem Vermögen das Problem zu lösen scheitern.

Ein anderer Ansatz als gleich in Lösungsideen zu denken ist der menschenzentrierte Ansatz. Er startet mit dem herausarbeiten der verborgenen Bedürfnisse der Menschen, Kunden, Anwender etc. Damit lassen sich Lösungen finden, die für die Beteiligten von Bedeutung und wirklich nutzenbringend sind.

Dieser strukturierte Ansatz kann unter anderem auch helfen, wenn es gilt schwierige, verworrene oder aufgrund unvollständiger, widersprüchlicher oder ständig wechselnder Anforderungen unlösbar erscheinende Probleme zu lösen.

Nutzen von Design Thinking

Mit Hilfe von Design Thinking können Produkte, Strategien und Dienstleistungen entwickelt werden. Das ist jedoch noch nicht alles. Dieser Ansatz kann auch in der Organisationsentwicklung eingesetzt werden. Darüber hinaus ist die Entwicklung kreativer Geschäftsmodelle, digitalisierte Prozesse und Problemlösungen im Rahmen von Transformationen möglich.

So wurde die erste Apple-Computer-Maus von IDEO, einer Innovationsberatung von einem der Gründer David Kelly, entwickelt unter Nutzung des Design Thinking Ansatzes.

Weitere zahlreiche Fallbeispiele (Case Studies) zu erfolgreichen Design Thinking Ergebnissen finden sich hier:

https://www.design-thinking-association.org/explore-design-thinking-topics/design-thinking-case-studies

Laut REWE digital, report-stories: Die positiven Auswirkungen von Design Thinking; Wie lässt sich beweisen, dass Design Thinking wirklich sinnvoll für Unternehmen ist?

Verbesserte Umsetzungsqualität von Projekten und erhöhte Anpassungsfähigkeit in Bezug auf Nutzerzentrierung

  • Verbesserte Fähigkeit, Alternativlösungen zu entwickeln und anzuwenden
  • Erhöhte Implementierungsquote neuer Lösungen
  • Erhöhte Bereitschaft, Lösungen zu verwerfen, die nicht wie geplant funktionierten
  • Verstärkter Wandel der Organisationskultur, um diese kundenorientierter zu gestalten
  • Verstärkte Veränderungen der Organisationskultur, die das Eingehen von Risiken akzeptabler machten
  • Erhöhte Mitarbeitermotivation, an einem Projekt zu arbeiten, um eine Wirkung zu erzielen
  • Erweiterte Definition des Innovationsbegriffs innerhalb der Organisation
  • Erhöhung des Verantwortungsbewusstseins und der Akzeptanz einer Lösung
  • Erhöhte Wertschätzung der Nutzung von Daten zur Entscheidungsfindung 

Positive individuelle psychologische Effekte auf Nutzer von Design Thinking

  • Erhöhtes Sicherheitsgefühl, um neue Dinge auszuprobieren
  • Erhöhung des Vertrauens der Mitarbeiter in ihre eigenen kreativen Fähigkeiten
  • Unterstützung derer, die daran interessiert sind, neue Dinge auszuprobieren, sich zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen
  • Erhöhte Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren

Verbesserte Nutzung vorhandener Ressourcen und Netzwerke

  • Aufbau neuer innerbetrieblicher Beziehungen, die auch nach Abschluss eines Projekts weitergeführt wurden
  • Erweiterter Zugang zu neuen Ressourcen für Einzelpersonen und Teams
  • Bündelung von Ressourcen, um eine größere Wirkung zu erzielen
  • Die Bereitschaft anderer Stakeholder, an neuen Lösungen mitzuarbeiten, wurde erhöht

Erhöhtes Qualitätslevel von Lösungen

  • Teams, die unterstützt wurden, sahen Probleme auf neue Art und Weise, was zu vielversprechenderen Problemlösungen führte
  • Verstärktes Engagement, der am Design Thinking Prozess beteiligten Mitarbeiter
  • Neue und bessere Lösungen entstanden, die zu Beginn des Prozesses nicht sichtbar waren
  • Wissen der Nutzer wurde verstärkt einbezogen
  • Design Thinking half den Beteiligten, ihre eigenen Vorurteile zu hinterfragen

Erhöhtes Vertrauen innerhalb der Teams und auf Stakeholder-Level

  • Aufbau von Vertrauen zwischen den Teammitgliedern
  • Aufbau von Vertrauen zwischen Problemlösungs-Teams und anderen Stakeholdern

Quelle: REWE digital, report-stories; Die positiven Auswirkungen von Design Thinking

Grenzen von Design Thinking

Für die Ausarbeitung detaillierter Anforderungen für die Umsetzung ist Design Thinking nicht geeignet. Hier kommen andere Ansätze und agile Vorgehensweisen zum Tragen.

Vorgehensmodelle und Vorgehensweisen im Design Thinking

Idealerweise finden Design Thinking Workshops in Teams mit Personen aus unterschiedlichen Disziplinen, Hierarchieebenen und Abteilungen statt. Diese Teams erarbeiten dann Lösungen für Probleme und Fragestellungen. Je mehr unterschiedliche Personen aus verschiedenartigen Disziplinen an diesen Workshops teilnehmen, desto mehr unterschiedliche Denkweisen, Vielfalt an Fachkenntnissen, Erfahrung und Know-how kommen zusammen.

Grundlegende Prinzipien und Perspektiven im Design Thinking

 

Vorgehensmodelle

Ein Design Thinking Prozess startet mit dem Entwickeln/Aufnehmen von Inspirationen hinweg über ein sorgfältiges Beobachten und Verstehen der Bedürfnisse der Stakeholder. Aus den daraus gewonnen Erkenntnissen gilt es dann kreative Ideen und Lösungsmöglichkeiten zu suchen/zu entwickeln und diese mit ersten qualitativen Recherchen auf Tragfähigkeit zu testen.

In einem weiteren Schritt gilt es einfache Modelle bzw. Prototypen der Ideen zu entwickeln und mit den Beteiligten zu testen, für die diese Ideen entwickelt wurden.

Dabei ist es wichtig Feedback aus den Tests zu erhalten und in einem iterativen Prozess Verbesserungen abzuleiten oder neue Ideen zu Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Es ist also wichtig nicht gleich mit technischen Lösungen oder Geschäftsmodellen zu starten, sondern den Blick darauf zu richten, was wirklich bedeutsam/nutzenstiftend und erstrebenswert ist. Es geht darum Lösungen zu finden, die für die Beteiligten wirklich nützlich sind und erst dann sollten die technischen Lösungen und Geschäftsmodelle Anwendung finden, um dies zu erreichen.

6-Stufen Modell nach Hasso Platter Institut - HPI-Academy

5-Stufen Modell nach Stanford

 Details zu den einzelnen Schritten: An Introduction to Design Thinking PROCESS GUIDE

Beide Modelle sind im Grundsatz gleich. Das Hasso Platter Institut Modell gliedert Empathize einfach in zwei Schritte auf, hier Verstehen und Beobachten (Erforschen, Recherchieren).

Beiden Modellen ist gemein, dass sie keine linearen Prozesse sind, sondern Rücksprünge und Schleifen/Backloops im Sinne einer iterativen Vorgehensweise nicht nur erlauben, sondern auch begrüßen.

Vorgehensweise

Ein Design Thinking Workshop beginnt mit der „Challenge“, einer bestimmten Fragenstellung im – für Innovationen günstigeren - offenen Fragenformat (HMW – How might we….), also etwa so:
wie sollten wir…, welche ….., was wäre…, wie könnten wir….

Im Gesamtkontext

Wie könnten wir (Ziel)…… für wen (Stakeholder, Nutzer, Kunde etc.) …. durch (Ansatz, Methode) …. damit (erwartetes Ergebnis) ….

Es gilt einen stringenten Kundenfokus (Stakeholder, Nutzer, Kunde) einzunehmen und den aus seiner Sicht beurteilten Nutzen, Wert genau zu verstehen! Working backwards!

“You’ve got to start with the customer experience and work backwards to the technology. You can’t start with the technology and try to figure out where you’re going to sell it.”
Steve Jobs, Apple

„We’re not competitor obsessed, we’re customer obsessed. We start with the customer and we work backwards“
Jeff Bezos, Amazon

Der Schritt der Formulierung der Problemstellung/Challenge ist entscheidend/erfolgskritisch, da damit die Ausrichtung auf die Ergebnisse festgelegt werden.

Wer nicht sicher ist, ob die richtige Frage/Challenge ausgewählt wurde, kann mit Hilfe der Problembaum-Methodik die Problemstellung mit seinen Ursachen und Wirkungen analysieren, um dann die Problemstellung nochmals zu hinterfragen und für alle verstehbar zu machen. Änderungen und Anpassungen aufgrund neuer Erkenntnisse können aber auch in späteren Schritten über einen Rücksprung zu vorgehenden Schritten umgesetzt werden.

 

Abbildung: Problembaum-Methodik zum Verstehen des Problems

Für jeden Schritt aus dem Design Thinking Prozess gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden, die hier nicht alle beschrieben werden können. Hier hilft das Recherchieren im Web um sich einen persönlichen Methodenkoffer zusammenzustellen.

Das Setting des Workshops sollte nicht ein Konferenztisch sein, sondern eines, dass die Kreativitätsprozesse unterstützt. Also besser im Stehen, an Stehtischen, an Pinnwänden, Whiteboards (auch online über collaboration Boards wie Miro, Mural, Conceptboard u.ä.) und Flipcharts zur Visualisierung von Ideen, Lösungen und Erkenntnissen arbeiten.

Bestimmte Regeln sollten bei Design Thinking Workshops berücksichtigt werden. Unter anderem wird keine Kritik an den vorgestellten Ideen der Teilnehmer geübt, so ungewöhnlich diese auch erst einmal erscheinen mögen.

Möglichkeiten zum Lernen von Design Thinking

Zwischenzeitlich gibt es eine Vielzahl von Angeboten und Möglichkeiten um die Methodik und Vorgehensweise zu Design Thinking zu erlernen.

Hier einige der vielfältigen Möglichkeiten, ohne Wertung:

Hasso Plattner Institut – HPI Academy https://hpi.de/school-of-design-thinking.html, https://hpi-academy.de/e-learning/online-kurs-strategic-design-thinking-for-every-day.html

KIT – Karlsruher Institut für Technik  https://sdtkarlsruhe.de/ 

Haufe Akademie https://www.haufe-akademie.de/hierarchy/corporate-strategy-innovation?chorid=04420992&gclid=Cj0KCQiAtJeNBhCVARIsANJUJ2GX7_NkeF8sVXghkAEzyMEXDDllu00l67PKemeFtE8bmXMec6E87dUaAm4GEALw_wcB

Coursera https://de.coursera.org/courses?query=design%20thinking

Udemy https://www.udemy.com/de/topic/design-thinking/

… und viele weitere

Fazit

Wagen Sie Design Thinking, probieren Sie es aus mit Mut und ohne Angst zu scheitern. Scheitern bringt Sie weiter, weil Sie so schneller und effektiver lernen (fail often, learn fast).

Design Thinking hat breite Anwendung in Unternehmen, öffentlichen Institutionen und anderen Organisationen für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche (Produkte, Services, Strategie, Organisation, Transformation, etc.) gefunden, um kreative Lösungen im Team zu erarbeiten.

In einer Welt die immer komplexer, anspruchsvoller und schneller wird, ist meines Erachtens Design Thinking unverzichtbar. Think backwards from the customer macht klar wer hier im Fokus steht.

Literaturhinweise und interessante Links

Kurzvideo zu Design Thinking https://www.youtube.com/watch?v=_r0VX-aU_T8

Design Thinking Fallbeispiele https://karlhosang.de/design-thinking-fallbeispiele/

Design Thinking: So sehen innovative Praxisbeispiele aus https://www.managementcircle.de/blog/design-thinking-beispiele.html

REWE digital, report-stories; Die positiven Auswirkungen von Design Thinking; Wie lässt sich beweisen, dass Design Thinking wirklich sinnvoll für Unternehmen ist?; Shenja Jeworek; 6.7.2020
https://www.rewe-digital.com/inside-rewe-digital/show/die-positiven-auswirkungen-von-design-thinking.html

Hasso Plattner Institut HPI Academy - Design Thinking: https://hpi-academy.de/design-thinking/was-ist-design-thinking.html

IDEO, Innovations Agentur https://www.ideo.com/eu

An Introduction to Design Thinking PROCESS GUIDE https://web.stanford.edu/~mshanks/MichaelShanks/files/509554.pdf

The Design Thinking Association  https://www.design-thinking-association.org/

 

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